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Discover Joy's Profile

 

An einem sonnigen Donnerstagnachmittag laufe ich über den Schlüterhof des Humboldt Forums auf der Suche nach Choreografin und Tänzerin Joy Alpuerto Ritter. Der Grund für den ungewöhnlichen Treffpunkt ist die Open Forum Session, die wöchentlich zwischen 17 und 20 Uhr in der zweiten Etage des Gebäudes stattfindet. Gemeinsam mit Tänzer Lukas Steltner organisiert Joy Alpuerto Ritter die dreistündige Tanzsession, in der Tänzer*innen aller Stile zusammenkommen, um tanzend einen möglichst sicheren Ort in den pompösen Hallen zu schaffen. Trotz kritischer Auseinandersetzung mit dem, was das Berliner Schloss repräsentiert, versteht und nutzt die Open Forum Session das Humboldt Forum „als einen Ort der Begegnung und des Austauschs“ (Statement vom 07.Februar 2023).


Im Kern beschreibt das offene Event schon die Interessen und Arbeitsweisen der Künstlerin. Schon früh beginnt sie zu tanzen. „Ich war sehr aktiv, habe mich gerne bewegt und liebte es, Musik zu hören. Und dann hat mich meine Mutter ins Ballett geschickt.“ Gleichzeitig tanzt Joy auch in der philippinischen Tanzgruppe, die ihre Mutter gründete und ist von Anfang an auf zwei unterschiedliche Arten mit Tanz verbunden. Als Jugendliche und während der Ausbildung an der Palucca Hochschule für Tanz in Dresden tritt Hip Hop in ihr Leben. „Mit der Hip Hop – Kultur konnte ich mich immer sehr gut verbinden, ich mochte die Musik und die Energie hat mich inspiriert. Nach der Ausbildung wollte ich andere Tanzstile unbedingt mehr kennenlernen und habe viele Klassen genommen.“ Nach ihrem Umzug nach Berlin kommt sie mit der Berliner Hip Hop – Tanzszene in Kontakt. „In Theaterprojekten von Christoph Winkler und Anja Kozik (Potsdam) lernte ich viele aus der Szene kennen, die mich auf die Battleveranstaltungen wie Juste Debut, Funkin Stylz und andere Events aufmerksam gemacht haben.“


In ihren choreografischen Arbeiten entstehen Ideen und Ansätze oft durch diese umfassende Erfahrung mit unterschiedlichen Tanztechniken. Das Solo „BABAE startete mit der Inspiration von Mary Wigmans Hexentanz. Das hab ich an der Palucca Schule gelernt und konnte das physisch schon nachfühlen. Aber das Hauptthema für mich war, die Hexe aus verschiedenen Perspektiven zu sehen. Und dann ging es um die Recherche: Was verbinde ich mit der Hexe? Die Frau. Ich fand es spannend, philippinischen Tanz mit anderen tänzerischen Elementen, die Weiblichkeit ausdrücken, zu fusionieren. Voguing kam auf recht natürliche Weise dazu, da ich in der Zeit sehr aktiv in der Berliner Ballroomszene war. Es war mir wichtig die Elemente zu balancieren und zu dekonstruieren, um mein eigenes tänzerisches Hexenritual zu schaffen.“


Auch in Gruppenchoreografien, wie „OZ – der Zauber in uns“ nutzt sie ein breites Spektrum an Tanzstilen. „Ich arbeite mit Tänzer*innen mit unterschiedlichen Tanzhintergründen. Ich mag es immer, wenn es eine Transformation im Stück gibt und es auch etwas Spielerisches hat. Vor allem an Bewegungsmaterial geh ich schon sehr spielerisch ran und ich glaube das spürt man auch, wenn man das Stück sieht. Die Transformation und die verschiedenen charakteristischen Bewegungsqualitäten spielen eine große Rolle für mich.“


Auf die Frage einer Utopieproduktion findet sie schnell eine Antwort: „Der Plan ist eine 360 ° Show mit einer Installation des bildenden Künstlers Lucian Patermann, Musik von Lih Qun Wong und sieben Tänzer*innen mit verschiedenen Tanzhintergründen zu kreieren. Das wäre ein Traum, dass das Stück länger und regelmäßiger gespielt wird und es für das Publikum zugänglich ist, nicht nur für Kunstinteressierte, sondern auch für Menschen, die nicht so viel Tanz sehen.“ Das Wort Zugänglichkeit taucht in unserem Gespräch immer wieder auf. Für Joy ist es wichtig, die Balance zwischen Abstraktion und Kommerzialität zu finden. Das Spiel zwischen ansteckender in your face – Energie und Komplexität, zwischen Berühren und zum Nachdenken anregen, ist ein Begleiter jeder choreografischen Arbeit.

 

Published in September 2024. Text by Maria Ladopoulos.